Vorwort
Wie in jedem Jahr, seit 2016 (außer 2017) wollte ich den Camino Francés zum nun siebten mal wandern. Bisher bin ich immer zu unterschiedlichen Zeiten aufgebrochen, um die Landschaft zu allen Jahreszeiten einmal gesehen und erlebt zu haben. Diesmal startete ich ende September. Leider habe ich feststellen müssen, das zu dieser Zeit nahezu ausschließlich organisierte Pilgergruppen, ab 60 Jahren aufwärts unterwegs waren. Dies bedeutete zu 100% Gepäcktransport und permanente Begleitung mit Shuttle Fahrzeugen. Sehr viele Amerikaner nehmen diese Reiseangebote wahr. Die Pilger wurden nach 2-3 km Spazierengehen in das Fahrzeug verladen und zum nächsten Ort ins Café, oder zum Hotel gefahren. Mir liegen Tourenplanungen von Reiseunternehmen vor, wo Pilger täglich maximal 10 km eigenständig wandern, der Rest wird immer gefahren. So gibt es dann Angebote von St. Jean-Pied-de-Port nach Santigo in 12-14 Tagen, mit anschließender Pilgerurkunde. Da diese speziellen Pilger ausschließlich in ihrer Reisegruppen unterwegs sind ist ein Kontakt zu anderen Pilgern, für diese sehr schwierig. Mir ist auch ein Austausch mit anderen Pilgern wichtig und ich konnte diese massive Kommerzialisierung auf dem Camino Francés nicht mehr ertragen. Daher hatte ich mich nach 9 Tagen dazu entschlossen die Wanderung zu beenden und in Irland auf dem Kerry Way zu starten. Zu einer anderen Jahreszeit, werde ich aber gerne nochmals den kompletten Camino Francés wandern.
Für den Camino Francés empfehle ich die App von Wise Pilgrims „Wisely + the Camino Francés" fürs iPhone und für Android. Eine hervorragende App, die ich übrigens von allen Jakobswegen von diesem Anbieter habe.
Zusätzlich ist die „Camino Ninja App" eine sinnvolle Ergänzung. Diese kann kostenlos fürs iPhone oder für Android herunter geladen werden.
Auch die App „Jakobsweg (Buen Camino)" kann für iPhone und Android kostenlos genutzt werden.
Seit 2006 gibt es zudem die Website www.gronze.com. Hier sind auch alle genauen Informationen zu den Jakobswegen vorhanden und werden nahezu täglich aktualisiert!
Wer nicht auf das Hardcover als Buch verzichten möchte empfehle ich das Outdoor Buch Spanien: Jakobsweg Camino Francés vom Conrad Stein Verlag.
Seit Februar 2023 ist auch der sehr beliebten Miam Miam Dodo Wanderführer in Deutsch verfügbar Miam Miam Dodo - Camino Francés.
Die Miam Miam Dodo Wanderführer begleiten Pilger auf den Jakobswegen seit 25 Jahren. Von Pilgern für Pilger entworfen und jedes Jahr aktualisiert, bieten sie Wanderern genaue Informationen, sowie die größtmögliche Freiheit und Flexibilität bei der Reiseplanung.
Erstellen Sie ganz einfach Ihre eigenen Etappen dank:
• mehr als 1000 Unterkünften, in einem Abstand von 5 km
zum Jakobsweg.
• 110 Karten, besonders übersichtlich und mit dem bisher exaktesten Maßstab auf dem Markt von 1 cm = 375 m (1:37.500), begleitet von Höhenprofilen und geschätzten Gehzeiten
• unsere Etappenvorbereitungstabelle, mit der Sie Ihre tägliche Marschstrecke entsprechend Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung vorhandener Unterkunftsmöglichkeiten planen können. Finden Sie auch:
• kulturhistorische und religiöse Angaben
• praktische Informationen zur Reisevorbereitung
• einen kleinen Sprachführer.
Camino Francés
von Saint-Jean-Pied-de-Port nach
Belorado
240 km
vom 26.9 bis 4.10.2023
Übersichtskarte vom Conrad Stein Verlag
Mit dem Zug bin ich von Andernach zum Flughafen Köln/ Bonn gefahren. Der Flieger von Ryanair nach Biarritz startete etwa 30 Minuten verzögert. Gegen 15.30 Uhr landeten wir. Nach einer 40 minütigen Wartezeit bei der Passkontrolle ging ich zur Bushaltestelle. Einem älteren Pilger, der neben mir im Flugzeug saß und den Camino del Norte laufen wollte, half ich dann noch und suchte ihm Verbindungen heraus, damit er bis nach Irun kam. Mit der Linie 4 fuhr ich und auch der andere Pilger zum Hauptbahnhof von Bayonne. Am Ticketautomat buchte ich mit ihm ein Ticket bis nach Hendaye und von dort bis nach Irun. Um 17.15 Uhr fuhr ich dann mit dem Zug nach St. Jean-Pied-de-Port. Der Zug war komplett mit Pilgern gefüllt. Kein Platz war mehr frei und auch in den Gängen standen Pilger. In meinem ursprünglichen Geschäft wo, ich mir immer ein Opinel Messer zum Start kaufte, gab es keine mehr. Nach dem Check-in bin ich dann in ein anderes Geschäft, in der Parallelstraße gegangen welches ich kannte und hier waren noch Opinel verfügbar. Im Restaurant an der Straße, aß ich ein halbes Hähnchen und ging dann zur Herberge zurück. In meinem 4er Zimmer waren wir nur zu dritt. Ein Mädel war schon den 2ten Tag hier, da sie sich eine Erkältung eingefangen hatte. Vor dem Start natürlich sehr ärgerlich. Ich gab ihr für 3 Tage einige Zink Tabletten, um eine Zink Intensivkur mit 4x25 mg pro Tag zu machen. Da alle 4er Zimmer nur einem Vorhang hatten, war es natürlich sehr laut.
Die Nacht hatte ich relativ schlecht geschlafen. Immer wieder wurde ich wach weil jemand auf die Toilette ging oder husten musste. Um 5 Uhr früh sind schon die ersten aufgestanden. Um 6 Uhr das andere Mädel aus meinem Zimmer. Sonnenaufgang war jedoch erst um 8 Uhr. Unten im Frühstücksraum saßen einige Pilger aus USA und Korea rum. Ich machte mir einen Kaffee und holte mir eine Banane. Da ich kein Frühstück gekauft hatte, ließ ich 3 € auf dem Tisch mit einem Zettel. Nach dem Start hatte ich mich 4 Kilometer mit einem Mädel aus Deutschland unterhalten und liefen das gleiche Tempo. Als sie dann ihre Bekannte aus England traf und diese deutlich langsamer lief, trennten sich unsere Wege wieder. Mädels laufen halt lieber mit Mädels zusammen. Den restlichen Tag bin ich alleine gelaufen und nach einem anstrengenden Tag, erreichte ich 14.30 Uhr Roncesvalles. Im nebenliegenden Café trank ich erstmal ein kühles Bier und aß zwei Pinchos zur Stärkung. Überall waren fast nur ältere Pilger und Reisegruppen aus USA und Deutschland vertreten, die wie Heuschrecken über sämtliche Hotels und Pensionen herfallen. Nachdem ich mein Zimmer in der Posada de Roncesvalles bezogen hatte, wartete ich noch bis 19 Uhr zum Abendessen ab. Die Hotelgäste bekamen eigene Tische zugeteilt und so aß ich dann von den anderen Pilgern aus den anderen Unterkünften getrennt. Ich war jedoch als erster fertig und konnte dann noch im Zimmer meine Reiseberichte schreiben und die Bilder hochladen.
Nach einem Frühstück in der Casa Sabina mit Tortilla und drei Cortado, startete ich um 7.40 Uhr. Ich hasse neue Socken! Ich musste meine gut eingetragenen Falke Socken, da diese kaputt waren gegen drei neuere Tauschen. Obwohl diese schon einige Kilometer hinter sich haben und bestimmt schon 20x gewaschen wurden, sind diese an der Fußsohle noch immer flauschig und neigen zum rutschen sobald diese leicht feucht sind. So machte ich schon alle 1.5 Stunden eine Wechselpause und zog dann ein trockenes Paar Socken an. Gerade die letzten 4-5 Kilometer bis runter nach Zubiri, erfordern aufgrund der Steine und Felsrillen besondere Konzentration und sind anstrengend. Und wenn man dann noch zusätzlich im Schuh etwas rutscht, ist es besonders nervig. In Zubiri machte ich am Supermarkt am Brunnen eine Pause und ließ mir ein Baguette mit Käse und Schinken belegen. Dort buchte ich dann meine Herberge Albergue San Nicolas, in der ich ja schon mehrfach übernachtet hatte. Auf der Brücke am Ausgang des Ortes empfahl ich dann noch einem Pilgerpärchen diese Herberge und sie fotografierten die Kontaktdaten auf meinem Telefon ab. Nach dem ersten Kilometer traf ich noch einen Pilger und eine Pilgerin. Ich riet Ihnen auch dazu, die Herberge zu kontaktieren und dort zu übernachten. Sie reservierten dann auch per WhatsApp und bekam einige Minuten später eine Reservierungsbestätigung. Nach dem Check-in in der Herberge teilten wir uns eine Waschmaschine und den Trockner. Zum Glück hatten diese rechtzeitig reserviert, denn bereits nach nur 20 Minuten war die Herberge komplett ausgebucht, und einige Pilger mussten weiter ziehen. Ich fixte dann noch die Füße des Pilgers, der insgesamt 3 Blasen an den Zehen hatte. Kurz vor dem Essen sortierte ich dann noch den unnötigen Kram einer Pilgerin aus, damit der Rucksack leichter wurde. Gefühlt waren es ca. 4-5 kg. Der Schlafsack war alleine schon mit 1.7 kg bedruckt. Um 19 Uhr gab es dann noch ein Pilgermenü.
Die Nacht hatte ich recht schlecht geschlafen, da der Pilger unter mir schnarchte wie ein Nilpferd und draußen mal wieder die Hunde der Nachbarn die ganze Nacht durchbellten. Danach ging es 3.5 Kilometer an der Straße entlang, bis ins nächste Café in Zuriain, wo es immer die leckere Tortilla mit Spinat gibt. In Pamplona machte ich am Hauptplatz eine Pause und aß die im Supermarkt gekaufte Bananen und Milchreis. Es war jetzt schon brutal heiß in der Sonne und der Himmel war komplett wolkenlos. Von hier aus sollte es die nächsten 15 Kilometer nur bergauf gehen. Mit meinem Sonnenschirm konnte ich die Hitze jedoch noch gut ertragen und ab und an wehte sogar eine leichte Brise zur Abkühlung. Immer wieder passierte ich Pilger, die an einem der wenigen Bäume im Schatten eine Pause machten. Nach einem Kräftezehrenden Aufstieg mit voller Vorfreude auf ein kühles Getränk, ging ich Zariquiegui in den mir bekannten kleinen Shop. Auf meinem letzten Camino mit Nico und Udo im Mai 2022, hatte sich Nico sehr gut mit der Inhaberin unterhalten. Ich sprach sie auf Nico an und zeigte sein Foto. Natürlich erkannte sie ihn sofort wieder. Wir machten ein Selfie zusammen und auf ihrem Hdy Display war Nico mit Ihr zusammen, in ihrem Instagram Profil abgebildet. Das Foto schickte ich dann per WhatsApp Nico zu, worüber er sich sehr gefreut hatte. Nach einigen Kühlen Getränken und einer Pause im Schatten, ging ich weiter und erreichte nach anstrengenden 2.5 Kilometern den Alto de Perdón. Von hier folgte der steinige Abstieg, welcher sich immer ewig hinzieht und auf dem man hoch konzentriert seine Schritte setzen muss, um nicht umzuknicken. Gegen 16 Uhr erreichte ich dann meine Herberge Camino del Perdón. Die andere Herberge Caza Baztán gegenüber, wo wir wie Hühner eingepfercht waren, wollte ich unbedingt vermeiden. Nach einer Dusche und Handwäsche meiner Kleidung, musste ich dann nochmal den Amerikaner von gestern weiter versorgen. Er hatte nun an zwei neuen Stellen Blasen bekommen. Nachdem er fertig war, kam dann noch eine Frau aus Korea an die Reihe, die insgesamt vier Blasen hatte. Diese waren etwas komplizierter zu behandeln, da sie diese selbst geöffnet hatte. Über 80% der Pilger in unserer Herberge sind Frauen über 60 Jahre alt. Um 19 Uhr gab es ein sehr leckeres Pilgermenü mit Spagetti als Vorspeise und Gulasch als Hauptgericht. Dazu ein Alkoholfreies Bier und ein Stück Schokoladenkuchen für nur 15 €. Pappsatt und müde machte ich mich dann langsam auf ins Bett.
In unserer Herberge gab es heute Morgen leider keine Möglichkeit etwas zu frühstücken. Also brach ich im Dunkeln mit Kopflampe auf. Das Klima war herrlich angenehm kühl und langsam ging neben mir die Sonne auf. Es waren auch bereits zahlreiche ältere Pilger auf dem Weg. Sobald die Sonne dann komplett aufgegangen war, wurde es auch bereits warm und stündlich immer Heißer. Ana und Cho traf ich immer wieder, wenn ich eine Pause im nächsten Dorf einlegte um mich mit kühlen Getränken zu erfrischen und die Füße abzukühlen. Als ich in Lorca mit Cho eine Pause vor einem Getränkeautomat im Schatten machte begegnete uns Ana, die aufgelöst mitteilte das sie Ihr Portmonee verloren hätte mit 500 € drin. Wir beruhigten sie und teilten ihr mit das auf dem Camino normalerweise nicht geklaut würde. Sie rief dann im letzten Geschäft an, wo sie sich etwas zu trinken gekauft hatte und das Portmonee wurde zum Glück dort abgegeben. Also fuhr sie mit dem Taxi zurück und wollte dann wieder nach Estella zurück, wo sie sich ein Hostel gebucht hatte. Mit Cho ging ich dann in die Municipal Herberge. Wir bekamen ohne Probleme noch zweit Betten zugeteilt. Männer und Frauen schlafen hier in getrennten Räumen. Chos Füße wurden in der Zeit wo unsere Waschmaschine lief von mir noch behandelt, den er hatte zwei weitere Blasen bekommen. Danach versorgte ich noch eine Frau aus Dänemark. Um 19 Uhr gingen wir zu Pizzeria II Colosseo und aßen dort jeweils eine super leckere Pizza. Cho kaufte sich noch eine weitere zum Mitnehmen um diese in der Herberge zu essen. In einen auf dem Weg liegenden China Laden kaufte Cho sich noch einen kleinen Regenschirm, den er in der Sonne testen möchte. Es hatte sich in der Herberge rumgesprochen das ein deutscher Füße behandelt und so wurden noch zwei weitere Männer von mir versorgt. Um 21.30 Uhr konnte ich dann endlich anfangen meinen Blog zu schreiben.
Um 7.15 Uhr bin ich mit Cho aufgebrochen. An der Tankstelle am Ortsausgang tranken wir dann erstmal unseren Kaffee, dazu gab es zwei abgepackte Donuts. Kurz nachdem wir den ersten Anstieg bezwungen hatten trafen wir auf Ana. Zusammen gingen wir dann zum Rotweinbrunnen und in die danebenliegende Schmiede. Dort kauften sich Ana und Cho jeweils eine kleine geschmiedete Jakobsmuschel als Anhänger. Ich ließ die beiden dann kurze Zeit zurück und machte in Los Arcos eine Mittagspause. In dem Shop kurz vor dem Marktplatz kaufte ich mir eine recht große Empanada. Als ich am Marktplatz angekommen bin, war dieser voller Menschen. In der Kirche gab es eine Hochzeit und die Einheimischen warteten auf die Braut. Ich fand jedoch noch einen Platz auf einer freien Bank vor der Kirche um meine Pause machen zu können. Die letzten 8 Kilometer bis Torres del Rió zogen sich nochmal hin. Ich war weit und breit der einzige Pilger und die Temperatur lag deutlich über 30 Grad. In der Albergue Casa Mariela, welche unten über einen tollen kleinen Laden verfügt, bezog ich ein Zimmer mit nur drei weiteren Pilgern. Um 19 Uhr gab es im unten liegenden Restaurant ein Pilgermenü. Beim Abendessen war ich die einzige Person unter 65 Jahren, welche zudem kein farbiges Gruppenband trug.
Da mein Zimmer bereits schon um kurz nach 6 Uhr früh vollständig geräumt war, zog ich mich auch an um zu starten. Im Getränkeautomaten kaufte ich mir noch eine Flasche Wasser zum mitnehmen und ColaCao Kakao als Frühstücksdrink. Nun ging es wieder mit Kopflampe hinaus über steinige Feldwege und einige knackige An- und Abstiege. Nach über 10 Kilometer ohne Frühstück erreichte ich Viana und setzte mich direkt an das Café an der Kirche. Der Inhaber, ein Asiate hat hier immer eine große Auswahl verschiedener Tortilla und zudem leckeren Kaffee. Debby aus Deutschland, welche auch in meinem Zimmer übernachtet hatte, jedoch früher aufbrach, traf ich heute immer wieder über den Tag verteilt wieder. Ich startete direkt mit Schirm, da es schon wieder sehr warm wurde. In Logroño fand ich zum Glück eine Apotheke die am Sonntag geöffnet hatte, da ich Lutschbonbons für meine leichten Halsschmerzen kaufen wollte. Die Bucomax mit Lidocain hatte ich auf dem Camino del Norte schon mal und fand diese ganz gut. Die Letzten 13 Kilometer kochte die Luft quasi. Es war brutal warm und der Weg zog sich ewig hin. Als erstes gab es neben meiner Albergue Buen Camino im Café zur Erfrischung erstmal etwas kühles zu trinken. Nachdem ich mein Privatzimmer bezogen hatte, besichtigte ich die Kirche. Andere Pilger sah ich zunächst keine. Als ich zurück in der Herberge war, wurde das andere Zimmer von einer deutschen Radreisenden bezogen. Wir verabredeten uns für 19 Uhr mit ihrem Rad-Bekannten, welcher in einer anderen Unterkunft wohnt zum Essen. Im Restaurante Rey Sancho aßen wir dann für 18 €, ein sehr gutes und reichhaltiges Pilgermenü und unterhielten uns sehr nett. Ich gab ihnen einige Tipps, wie diese die Camino Ninja App auch für Ihre Radtour zur Planung und zum Buchen der Unterkünfte nutzen können.
Um kurz vor 7 Uhr bin ich aus der Unterkunft raus. Eigentlich machen um 7 Uhr früh die ersten Cafés auf, jedoch war es überall noch dunkel. Also startete ich mal wieder mit Kopflampe und passierte den ein oder anderen Pilger, der komplett im dunklen schlenderte. In Ventosa nach 7 Km, konnte ich dann auf dem Café direkt an der Ecke etwas frühstücken. Hier waren bereits zahlreiche Pilger versammelt und ich musste etwas anstehen, um bestellen zu können. Bei Alesón neben dem eiförmigen Steinhaus rief ich wieder nach den spanischen Hüttehunden. Diese sehen für Außenstehende immer gefährlich aus, deshalb will diese niemand streicheln und alle laufen weiter. Die Hunde sind jedoch ganz zutraulich, bellen auch nicht und lassen sich richtig knuddeln. Jedes Jahr hat das Hundepärchen 2-3 Welpen im Gehege, die anderen Hundewelpen werden vom Eigentümer wohl verkauft. In Azofra konnte ich in einem kleines Krimskrams Laden Sonnencreme mit 50 Schutzfaktor und ein paar kühle Getränke kaufen. Meine Waden sind von der extremen Sonne nämlich ziemlich verbrannt und schmerzen. Ich cremte mich während meiner Pause ordentlich ein und startete danach die restlichen 9 km. Die Temperatur betrug wieder weit über 30 Grad, es war keine Wolke am Himmel und kein Schatten weit und breit. Der Weg zog sich unendlich hin und da ich ja wusste das dieser Abschnitt ätzend ist, war dies vom Kopf her einfach nur brutal anstrengend. Zwei weitere Pilgerpärchen gingen wie ich, in die gleiche Herberge Albergue Victoria. Nachdem ich angekommen war, trank ich erstmal eine kühle Cola aus dem Getränkeautomat in der Garage und setzte mich auf das Sofa. Heute schlafe ich in einem Privatzimmer. Um 19 Uhr gab es ein gemeinsames Pilgermenü im Wohnzimmer der Herberge. Neben mir saß ein deutscher Pilger, der vor über 90 Tagen in Nürnberg aufgebrochen war.
Um 7 Uhr ging es mit Kopflampe hinaus ins dunkle. Der immer gleiche Schotterweg bis nach Santo Domingo de la Calzada zog sich ohne Tageslicht ziemlich hin. Mit Blick auf die Kathedrale machte ich an einem Café Pause und frühstückte erstmal. Auf der gesamten heutige Tagesetappe waren wieder nur älteren ausländischen Tagespilgern unterwegs. Gespräche und/ oder persönliche Kontakte auf dem Weg oder in den Pausen bei den Cafés Fehlanzeige. Zum Teil wurden die Pilger mit dem Auto unterwegs eingesammelt und im nächsten Café 4-5 km wieder abgesetzt. Ein Start um 6 Uhr früh ist schon fast zu spät, besser ist ein Start um 5.30 Uhr, damit man dann schön zwei Stunden im dunklen laufen kann bevor die Sonne aufgeht. Die Landschaft muss man ja nicht sehen. Um 11.30 Uhr sollte man schon bei der Herberge sein, die vorher jedoch schon reserviert wurde. Der Camino Frances ist einfach nur noch ein rein touristisches Kasperletheater geworden, wo die Menschen mit der möglichst geringsten körperlichen Anstrengung, Ihre Stempel und Urkunde bekommen. Ich kann diesen kommerziellen Mist wirklich nicht mehr ertragen und beende daher meinen Camino heute in Belorado. Oh man, was hatte ich auf den vergangenen Touren für tolle Erlebnisse und Begegnungen auf dem Camino Frances. Ich musste viel lachen und war immer traurig als der Camino zu Ende war. Aber jetzt ist es einfach nur noch furchtbar. Eigentlich wollte ich schon vorgestern aufhören, aber das gemütliche Abendessen mit den beiden deutschen Radpilgern hatte mich zunächst dazu bewogen weiter zu machen. Jedoch ist leider keine Besserung der aktuellen Situation abzusehen. Als ich dann in meiner Unterkunft Hotel A Santiago eingecheckt hatte, buchte ich mir für morgen Mittag einen Flug mit Eurowings nach Hause.